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Die Definition von Stress nach Hans Selye: Grundlagen für HR-Fachkräfte

In der heutigen Arbeitswelt begegnet HR-Fachkräften kaum ein Thema so häufig wie Stress. Doch was genau verbirgt sich hinter diesem so alltäglichen Begriff? Die Definition von Stress by Hans Selye bildet die wissenschaftliche Grundlage für unser modernes Verständnis dieses Phänomens. Als Begründer der modernen Stressforschung hat Hans Selye zentrale Erkenntnisse geliefert, die auch im Kontext von New Work und modernem Personalmanagement unverzichtbar sind.

Dieser Artikel beleuchtet die wissenschaftlichen Grundlagen des Stressmodells nach Selye und zeigt, wie dieses Wissen in der HR-Praxis angewendet werden kann, um gesündere Arbeitsumgebungen zu schaffen.

Was ist Stress? Die grundlegende Definition nach Hans Selye

Als Hans Selye 1936 den Begriff Stress in die Wissenschaft einführte, revolutionierte er unser Verständnis davon, wie der menschliche Organismus auf Herausforderungen reagiert. Nach Selyes Definition ist Stress „die unspezifische Reaktion des Körpers auf jede Anforderung, die an ihn gestellt wird.“

Diese Definition von Stress by Hans Selye ist bemerkenswert neutral: Stress wird nicht als grundsätzlich negativ betrachtet, sondern als notwendiger Anpassungsmechanismus des Organismus. Es handelt sich um eine biologische Anpassungsreaktion, ein universelles Aktivierungsmuster, das in verschiedenen Situationen auftreten kann.

Doch was genau bedeutet diese Definition?

  1. Stress ist eine körperliche Reaktion – ein biologischer Prozess

  2. Diese Reaktion ist unspezifisch – der Körper reagiert auf verschiedene Reize mit ähnlichen Mustern

  3. Jede Belastung oder Anforderung kann potenziell Stress auslösen

Diese neutrale Betrachtungsweise unterscheidet sich erheblich von der oft negativen Konnotation, die der Begriff Stressim Alltag hat. Für HR-Fachkräfte ist es wichtig zu verstehen, dass nicht jeder Stress schädlich ist – eine Erkenntnis, die für die moderne Stressbewältigung am Arbeitsplatz grundlegend ist.

Die drei Stressphasen nach Hans Selye: Das Allgemeine Anpassungssyndrom

Ein zentraler Bestandteil der Stressforschung von Selye ist sein Modell der drei Stressphasen, das er als „Allgemeines Anpassungssyndrom“ bezeichnete. Dieses Stressmodell beschreibt, wie der Organismus auf anhaltende Stressorenreagiert:

1. Alarmphase: Die unmittelbare Reaktion

In der ersten Phase der Stressreaktion wird der Körper in Alarmbereitschaft versetzt. Das Gehirn aktiviert die Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse, wodurch Stresshormonen wie Adrenalin und Cortisol ausgeschüttet werden. Der Organismus bereitet sich auf „Kampf oder Flucht“ vor.

Für Mitarbeitende äußert sich diese Phase oft durch:

  • Erhöhten Puls und Blutdruck

  • Gesteigerte Anspannung und Wachsamkeit

  • Kurzfristig erhöhte Leistungsbereitschaft

Diese Phase ist evolutionär sinnvoll und half unseren Vorfahren, in Gefahrensituationen schnell zu reagieren, um das Überleben zu sichern.

2. Widerstandsphase: Anpassung und Bewältigung

Hält der Stress an, tritt der Organismus in die Widerstandsphase ein. Der Körper versucht, sich an die Belastung anzupassen und einen Gleichgewichtszustand (Homöostase) wiederherzustellen. Die Stressreaktion wird aufrechterhalten, aber auf einem niedrigeren Niveau.

In dieser Phase:

  • Mobilisiert der Körper Ressourcen zur Bewältigung der Stresssituation

  • Stabilisieren sich verschiedene physiologische Parameter

  • Ist die Form der Stressbewältigung entscheidend für den weiteren Verlauf

Für HR-Fachkräfte ist diese Phase besonders relevant, da hier geeignete Unterstützungsmaßnahmen den Unterschied zwischen erfolgreicher Anpassung und Überlastung ausmachen können.

3. Erschöpfungsphase: Wenn die Ressourcen aufgebraucht sind

Wenn die Stressoren zu intensiv sind oder zu lange anhalten (Dauerstress), gerät der Organismus in die Erschöpfungsphase. Die Anpassungsfähigkeit ist erschöpft, und der Körper kann den Widerstand nicht mehr aufrechterhalten.

In dieser Phase:

  • Sind die Energiereserven aufgebraucht

  • Kommt es zu einer Dysregulation des Hormonsystems

  • Steigt das Risiko für stressbedingte Krankheiten drastisch

Für HR-Mitarbeitende ist es wichtig, Anzeichen dieser Phase frühzeitig zu erkennen, da sie mit langfristigen gesundheitlichen Problemen und erhöhten Fehlzeiten einhergehen kann.

Was zählt als Stress nach Selyes Definition?

Nach der Definition von Stress by Hans Selye können verschiedenste Reize als Stressoren wirken. Diese können physischer, psychischer oder sozialer Natur sein. Selye unterschied zwischen positiven („Eustress“) und negativen („Distress“) Stressformen:

Physische Stressoren:

  • Kälte oder Hitze

  • Lärm

  • Verletzungen

  • Schlafmangel

Psychische Stressoren:

  • Zeitlicher Druck

  • Überforderungen durch komplexe Aufgaben

  • Konflikte

  • Unsicherheit

Soziale Stressoren:

  • Konflikte mit anderen

  • Isolation im sozialen Umfeld

  • Leistungsdruck durch Vorgesetzte

  • Veränderungen in der Teamstruktur

Interessanterweise kann nach Selyes Theorie auch ein positives Ereignis wie eine Beförderung oder ein Jobwechsel eine Stressreaktion auslösen. Dies erklärt, warum selbst positive Veränderungen am Arbeitsplatz für manche Personen belastend sein können.

Die Relevanz von Selyes Stresskonzept für moderne HR-Arbeit

Die Stressforschung von Hans Selye bildet bis heute die Grundlage für unser Verständnis von Stress in Organisationen. Moderne HR-Abteilungen können von diesem Wissen profitieren:

1. Differenzierter Umgang mit Stress

Durch Selyes neutrale Definition wird deutlich, dass nicht jeder Stress vermieden werden sollte. Die Unterscheidung zwischen Eustress (förderlichem Stress) und Distress (schädlichem Stress) ermöglicht eine differenziertere Herangehensweise an Belastungssituationen im Arbeitskontext.

2. Frühwarnsystem für Überbelastung

Das Drei-Phasen-Stressmodell bietet einen Rahmen, um Warnsignale für Überlastung frühzeitig zu erkennen. HR-Fachkräfte können Führungskräfte schulen, Anzeichen der Erschöpfungsphase bei Mitarbeitenden zu identifizieren, bevor gesundheitliche Probleme entstehen.

3. Gestaltung stressreduzierender Arbeitsumgebungen

Mit dem Wissen um verschiedene Stressoren können Arbeitsumgebungen so gestaltet werden, dass sie weniger belastend wirken. Dies umfasst sowohl physische Aspekte (wie Lärmreduktion) als auch organisatorische Faktoren (wie klare Zuständigkeiten und realistische Ziele).

Laut einer Umfrage der Techniker Krankenkasse gehört Stress zu den größten Gesundheitsrisiken am Arbeitsplatz und verursacht enorme Kosten für das Gesundheitssystem. HR-Abteilungen, die Selyes Erkenntnisse in ihre Arbeit integrieren, können einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung dieser Belastungen leisten.

Weiterentwicklung von Selyes Stresstheorie: Der transaktionale Ansatz

Obwohl Hans Selye die Grundlagen der Stressforschung legte, wurde seine Theorie später durch andere Wissenschaftler erweitert. Besonders einflussreich war der transaktionale Ansatz von Richard Lazarus, der die subjektive Bewertung von Stresssituationen betont.

Nach Lazarus hängt die Stressreaktion stark davon ab, wie eine Person eine Situation bewertet:

  1. Primäre Bewertung: Ist die Situation bedrohlich oder herausfordernd?

  2. Sekundäre Bewertung: Verfüge ich über die Ressourcen zur Bewältigung?

Diese Erweiterung ergänzt Selyes biologisches Konzept um eine wichtige psychologische Dimension: Zwei Personenkönnen auf denselben Stressor völlig unterschiedlich reagieren, je nach ihrer individuellen Bewertung und ihren Bewältigungsressourcen.

Für HR-Fachkräfte bedeutet dies: Maßnahmen zur Stressbewältigung sollten nicht nur die objektiven Belastungen reduzieren, sondern auch die subjektiven Bewertungs- und Bewältigungsprozesse unterstützen.

Moderne Definitionen von Stress: Erweiterungen zu Selyes Konzept

Seit Selyes grundlegender Definition von Stress by Hans Selye hat sich die Stressforschung weiterentwickelt. Moderne Definitionen berücksichtigen:

  • Die Interaktion zwischen Person und Umwelt

  • Individuelle Unterschiede in der Stresswahrnehmung

  • Die Rolle kognitiver Prozesse

  • Die Balance zwischen Anforderungen und Ressourcen

Das Job-Demands-Resources-Modell beispielsweise betrachtet Stress als Ergebnis eines Ungleichgewichts zwischen Arbeitsanforderungen und verfügbaren Ressourcen. Dies erweitert Selyes biologisches Stressmodell um wichtige arbeitspsychologische Aspekte.

Praktische Anwendung: Stressbewältigung im HR-Kontext

Basierend auf Selyes Stressforschung und ihren modernen Erweiterungen können HR-Abteilungen wirksame Strategien zur Stressbewältigung entwickeln:

Auf organisationaler Ebene:

  • Gestaltung gesunder Arbeitsabläufe mit angemessenen Herausforderungen (Eustress)

  • Reduzierung unnötiger Belastungen und Stressoren

  • Förderung von Autonomie und Kontrolle über die eigene Arbeit

  • Schaffung unterstützender sozialer Strukturen

Auf individueller Ebene:

  • Schulung von Führungskräften im Erkennen von Stresssymptomen

  • Angebote zur individuellen Stressbewältigung (z.B. Entspannungstechniken)

  • Förderung von Resilienz und Bewältigungsstrategien

  • Work-Life-Balance-Programme

Besonders im Kontext von New Work, mit seinen flexiblen Arbeitsformen und der Vermischung von Berufs- und Privatleben, gewinnen diese Maßnahmen an Bedeutung. Die Definition von Stress by Hans Selye hilft uns zu verstehen, dass nicht jede Anforderung vermieden werden sollte, sondern dass es auf die richtige Balance und die passenden Bewältigungsressourcen ankommt.

Fallbeispiel: Anwendung von Selyes Stressmodell in einem modernen Unternehmen

Ein mittelständisches Technologieunternehmen implementierte ein auf Selyes Stressmodell basierendes Gesundheitsmanagement. Dabei wurden folgende Maßnahmen ergriffen:

  1. Analyse der Stressoren: Identifikation der häufigsten Stressauslöser durch anonyme Befragungen

  2. Phasenspezifische Interventionen: Maßnahmen, die auf die verschiedenen Stressphasen zugeschnitten waren

  3. Differenzierung: Förderung von Eustress bei gleichzeitiger Reduzierung von Distress

Die Ergebnisse waren beeindruckend:

  • Reduktion der stressbedingten Fehlzeiten um 23%

  • Verbesserte Mitarbeiterzufriedenheit

  • Gesteigerte Produktivität durch optimales Stressniveau

Dieses Beispiel zeigt, wie Selyes Erkenntnisse auch heute noch gewinnbringend in Unternehmen eingesetzt werden können.

Häufige Fragen zur Definition von Stress nach Hans Selye

Was ist laut Hans Selye Stress?

Nach der Definition von Stress by Hans Selye ist Stress „die unspezifische Reaktion des Körpers auf jede Anforderung, die an ihn gestellt wird.“ Es handelt sich um eine grundlegende biologische Anpassungsreaktion des Organismus auf Reize aller Art. Wichtig ist, dass Selye Stress nicht per se als negativ betrachtete, sondern als notwendigen Anpassungsmechanismus.

Was ist die beste Definition von Stress?

Die beste Definition von Stress verbindet Selyes biologische Perspektive mit psychologischen Erkenntnissen: Stress ist demnach die physische und psychische Reaktion eines Organismus auf Anforderungen, die als herausfordernd oder bedrohlich wahrgenommen werden. Diese Definition berücksichtigt sowohl die objektiven physiologischen Vorgänge als auch die subjektive Bewertung der Situation.

Was ist die berühmte Definition von Stress?

Die berühmteste Definition von Stress by Hans Selye bezeichnet Stress als „unspezifische Reaktion des Körpers auf jede Anforderung.“ Diese prägnante Formulierung revolutionierte das Verständnis von Stress und bildete die Grundlage für die moderne Stressforschung. Sie ist bis heute in der wissenschaftlichen Literatur und in Lehrbüchern präsent.

Was sind die drei Phasen von Stress nach Hans Selye?

Die drei Phasen des Stress nach Selyes Allgemeinem Anpassungssyndrom sind:

  1. Alarmphase: Der Körper reagiert mit erhöhter Aktivierung auf einen Stressor

  2. Widerstandsphase: Der Organismus passt sich an den anhaltenden Stress an und mobilisiert Ressourcen

  3. Erschöpfungsphase: Bei anhaltendem Stress werden die Ressourcen aufgebraucht, was zu Erschöpfung und potenziell zu Krankheiten führt

Diese Phasenabfolge wird in der modernen Arbeitspsychologie häufig genutzt, um den Verlauf von chronischem Stressund Burnout zu erklären.

Was zählt als Stress nach Selyes Definition?

Nach Selyes Definition kann praktisch jeder Reiz Stress auslösen, wenn er eine Anpassungsreaktion des Körperserfordert. Dazu gehören:

  • Physische Stimuli wie Kälte, Hitze, Verletzungen oder Lärm

  • Psychische Belastungen wie Zeitdruck, Ängste oder Überforderungen

  • Soziale Faktoren wie Konflikte, Isolation oder Veränderungen im Umfeld

Entscheidend ist nicht die Art des Reizes, sondern die Tatsache, dass der Organismus darauf mit einer Anpassungsreaktion reagieren muss.

Was ist Hans Selyes Definition von Stress laut Quizlet?

In Lernplattformen wie Quizlet wird Hans Selyes Definition von Stress oft vereinfacht dargestellt als „die unspezifische Reaktion des Körpers auf Veränderungen oder Anforderungen„. Diese Vereinfachung behält den Kern von Selyes Theorie bei, betont aber besonders den adaptiven Charakter der Stressreaktion als Antwort auf Veränderungen in der internen oder externen Umwelt des Organismus.

Fazit: Die bleibende Relevanz von Selyes Stresskonzept

Die Definition von Stress by Hans Selye hat auch nach Jahrzehnten nichts von ihrer Relevanz verloren. Für HR-Fachkräfte bietet sie einen wissenschaftlich fundierten Rahmen, um Stress am Arbeitsplatz zu verstehen und zu gestalten.

Besonders wertvoll ist dabei Selyes Erkenntnis, dass Stress nicht grundsätzlich negativ ist, sondern in der richtigen Dosierung sogar leistungsfördernd wirken kann. Die Herausforderung liegt darin, ein optimales Stressniveau zu finden und zu fördern, während schädlicher Dauerstress vermieden wird.

In einer Arbeitswelt, die sich durch New Work, Digitalisierung und ständigen Wandel auszeichnet, ist dieses differenzierte Stressverständnis wichtiger denn je. HR-Abteilungen, die Selyes Erkenntnisse in ihre Strategien integrieren, können nicht nur die Gesundheit der Mitarbeitenden fördern, sondern auch zur Produktivität und Innovationskraft des Unternehmens beitragen.

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